Inputs aus dem Pfarramt

Gedanken zu Pfingsten Bibeltext: Römer 8.14-18

Denn die vom Geist Gottes getrieben werden, das sind Söhne und Töchter Gottes. Ihr habt doch nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, um wiederum in Furcht zu leben; nein, ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! Eben dieser Geist bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Sind wir aber Kinder, dann sind wir auch Erben: Erben Gottes, Miterben Christi, sofern wir mit ihm leiden, um so auch mit ihm verherrlicht zu werden.

Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zur Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.

Liebe Leserinnen und Leser

Jesus empfiehlt, den Geist Gottes auf- und anzunehmen wie ein Kind. Im Römerbrief folgt Paulus diesem Gedanken: Der Geist kann nur kindlich aufgenommen werden. Warum Kinder? Sie begegnen Gott unvoreingenommen. Naiv sagt man. Das kommt aus dem französischen und bedeutet kindlich oder ursprünglich.

Ich mache ein Beispiel: Sie sind mit der Familie ins Restaurant zum Essen eingeladen. Während Sie den Blick am Entrecôte vorbei zum Züri-Geschnetzelten gehen lassen, um nicht respektlos zu wirken, freuen sich Ihre Kinder, eine riesige Portion Pommes, Cola und Ketchup bestellen zu können. Das gibt es zu Hause sonst nicht. Während die Kinder mit Freude noch eine Kugel Glacé mit Rahm nehmen, sagen Sie höflich, ein Espresso als Dessert sei völlig ok. Doch Pfingsten ist nicht Espresso ohne etwas oder Geschnetzeltes mit Reis. Pfingsten ist Filet und Entrecôte, Pfingsten ist Glacé mit Rahm und Schoggi-Sauce. Pfingsten ist die Freude über den Geist. Das Geschenk, Gott erkennen zu können, mit allen Sinnen. Ungeniert und voller Freude. Verschwenderisch, denn der Geist geht niemals aus. Ewiges Feuer, nicht Wasser, das verdunstet! Himmlische Be-Geisterung.

Geist ist das Herz des Wortes Be-Geisterung. Im Wort, in der Bibel und Jesu Ansprachen, Erklärungen und Predigten, ist der Geist zu den Jüngern gekommen. Gehört haben sie es mit den Ohren – so wie alle anderen auch. Verstanden haben sie mit dem Herzen. Das konnten die anderen Menschen nicht alle. Erst musste der Geist kommen, der sie persönlich ansprach. In ihrer Sprache, erzählt die Apostelgeschichte das Pfingstwunder. In dem Moment waren die Menschen wir Kinder und liessen sich ohne Skepsis be-Geist-ern.

Eine Sprache der Begeisterung ist seit je her die Musik. Musik erreicht das Herz, erregt die Emotion und die Sehnsucht in der Tiefe unseres Geistes. Singen und Hören, es rührt uns an. Die Töne finden den Weg und werden vom Geist auf dem Weg zu uns in die jeweilige Sprache übersetzt, die es braucht, uns zu erreichen.

Das Pfingstlied «Komm, Heiliger Geist, Herre Gott», seit jeher bekannt unter dem Lateinischen Vers „Veni, Sancte Spiritu!“ ist für mich in diesem Jahr eine wunderbare Art, mich dem Geist zu öffnen:

Komm, Heiliger Geist, Herre Gott,
erfüll mit deiner Gnaden Gut,
deiner Gläub´gen Herz und Mut und Sinn,
dein brennend Lieb entzünd in ihn´.
O Herr, durch deines Lichtes Glanz,
zum Glauben du versammelt hast,
das Volk aus aller Welt Zungen.
Das sei dir, Herr, zum Lob gesungen.

Halleluja!

Eben dieser Geist bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind, schreibt Paulus im Römerbrief. Das lässt meine Fantasie kindlich dem Geist die Tür zum Herzen öffnen. Die Musik hilft mir.

Ich bringe die Musik an Pfingsten mit dem Text aus dem Römerbrief zusammen: Ihr habt doch nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, um wiederum in Furcht zu leben; nein, ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! Mit der Bitte um Vergebung, der Hoffnung, Gott könne das Schwere und Ernsthaftigkeit des Lebens durch seine Vergebung und sein Erbarmen lindern, fleht der Choral zu Gott.

Was antworten die Menschen, die Gottes Geist empfangen haben? Sie antworten mit Dank und Lobpreis: Ehre sei Gott in der Höhe!

Paulus wiederum gibt auch das vor, in einem Satz, der mir zu Herzen geht: Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zur Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.

Wir sind zur Herrlichkeit berufen, da wir vom Geist in Gottes Bund gerufen sind. Der Geist lässt uns hören, was uns Menschen gesagt ist. Nur eben hören müssen wir auf ihn, sonst geht die Hoffnung an uns vorüber.

Ich gebe ihnen mit dem Beispiel der Musik mit, zuzuhören, wie lieblich Gottes Geist uns die Stimme des Vaters im Himmel hören lässt. Gloria und Amen.

Martin Luther dichtet eine weitere Strophe an den Choral, der das alles für mich sehr schön zusammenbringt:

Du heilige Glut, süsser Trost,
nun hilf uns, fröhlich und getrost,
in deinem Dienst beständig bleiben,
die Trübsal uns nicht wegtreiben.
O Herr, durch dein Kraft uns bereit
Und wehr des Fleisches Ängstlichkeit,
dass wir ritterlich ringen,
durch Tod und Leben zu dir dringen,

Halleluja!

Mit soviel Mut, fröhlich, getröstet, ja ritterlich, wie Luther schreibt, voller Geist, wünsche ich allen Menschen, die sich zum Zu-Hören be-Geistern und von der Sprache des Geistes ansprechen lassen. Ich wünsche feurige Pfingsten. AMEN

Pfarrer Johannes Keller

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